VITA

Juliane Hendes, Absolventin der Hochschule für Musik und Theater Leipzig, arbeitete nach dem Studium als Regieassistentin am Düsseldorfer Schauspielhaus. Dort betreute sie als Dramaturgin die Produktion »Die Zofen« (2013, Regie: Nele Weber) und inszenierte 2015 eine eigene Bühnenfassung von Albertine Sarrazins »Astragalus«, dem ersten Roman, in dem »eine Frau über ihre Gefängnisse spricht« (Simone de Beauvoir).

Seit 2016 arbeitet Juliane Hendes als freie Dramaturgin an den Sophiensälen Berlin, am Nationaltheater Mannheim und am Landestheater Marburg. Für die Bürgerbühne des Düsseldorfer Schauspielhauses schrieb sie »Eva und Adam« (2018), eine Befragung überkommener Rollenbilder von Mann und Frau in drei Saunagängen, und »Blick zurück nach vorn« (2020), auf Erfahrungsberichten der Mitwirkenden basierende Familienchroniken gegen das Vergessen – und »deckt (…) mindestens so viel über die Nazi-Vergangenheit von netten Düsseldorfer Mitbürgern auf wie über die Strategien, mit denen diese Vergangenheit in der Nachkriegszeit unter Verschluss gehalten wurde« (Franz Wille, in: Theater heute 3/2020). In der Spielzeit 2020/2021 arbeitete sie zusammen mit Bernhard Mikeska und Lothar Kittstein an den Münchner Kammerspielen (»Gespenster – Erika, Klaus und der Zauberer«, 2021). 

Als Autorin ist sie der freien Gruppe Pièrre.Vers assoziiert, die Juliane Hendes‘ der Aufarbeitung der Düsseldorfer NS-Vergangenheit gewidmeten Stück-Entwicklungen »Schwarz-helle Nacht« (2019), »Aktion: Aktion!« (2020), »Im Process« (2021) und »Endstation fern von hier« (2022) zur Uraufführung brachte (jeweils in Zusammenarbeit mit dem asphalt-Festival und der Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf). 2022 erhält das Kollektiv die Spitzenförderung des Landes NRW um die kontinuierliche Arbeit im Kontext von Erinnerungsarbeit fortzusetzen. Das erste Projekt der neuen Reihe ist »DUNKELDORF« (2023) und befasst sich mit aktuellen Einflüssen und Auswirkungen rechter Gewalt anhand eines nie aufgeklärten Bombenanschlags vom Juli 2000 in Düsseldorf auf Aussiedler:innen und sogenannten Kontingentflüchtlinge, viele von ihnen jüdischen Glaubens.

2023 schrieb sie den Text »Aus dem Osten, aus dem Sinn«, der am Hessischen Landestheater Marburg uraufgeführt wurde und in dem sie sich mit ihrer ostdeutschen Herkunft und dem Aufwachsen in einem Plattenbauviertel in der Tranformationszeit auseinandersetzt. Der Text läutete eine andauernde Beschäftigung mit dem Begriff (ostdeutsche) Heimat ein und die Suche nach einer gesamtdeutschen Wahrnehmung, beginnend an den Rändern.

Seit 2022 wird Juliane Hendes von rua. Kooperative für Text und Regie vertreten. Ihren letzten Theatertext »Krieg. Mein Krieg« inszenierte Juliane Hendes 2020 als Hörspiel. 2021 wurde sie mit dem Förderpreis für Darstellende Kunst der Landeshauptstadt Düsseldorf ausgezeichnet.

 

Foto: Oliver Look